Samstag, 31. Dezember 2011

Von all den Glückssymbolen

Von all den Glückssymbolen mag ich das Marienkäferl am liebsten. Neulich, immerhin gegen das Ende des Dezembers krabbelte eines im Haus herum, wahrscheinlich hatte es sich zwischen die gelagerten Äpfel gerettet und wurde mit einem hereingetragen. Selbst wenn ich mich dem Schicksal eher nicht ausgeliefert fühle und mich von guten Mächten begleitet weiß, freut solch ein Käfer, besonders in der Nähe des Jahreswechsels.





Weil du schon mal eben hier bist und dir ein Euzerl (ein kleines bisschen auf wienerisch) kleine Freude holst - was mich sehr freut - wünsche ich dir alles Glück dieser Welt für das kommende Jahr!
2012 - von Untergangsszenarien bis zur Veränderung der Weltordnung oder das Kommen von Außerirdischen, kein anderes Jahr wird wohl von so vielen Menschen mit Spannung erwartet.

Ich mag das Verheißungsvolle und glaube an die Macht der Liebe - 2012 wird Neues bringen, dass es gut wird haben wir alle ein Stück selbst in der Hand.

Das Marienkäferl auf dem Bild landete auf einem der stehenden Steine eines Steinkreises in Südirland. In diesem besonderen Jahr wieder dorthin zu kommen wäre für mich schon mehr als eine kleine Freude.
Und du? Hast sicher auch schon eine Idee für dein Euzerl Glück im 12er Jahr, nicht wahr? Oder bist ganz mutig und wartest auf Überraschungen? Egal wie, möge dieses Jahr dein Bestes werden!


     

Donnerstag, 29. Dezember 2011

Licht-volle Resonanz

Hier kommt jeder Wien-Tourist vorbei. Das Hauptportal des Stephansdomes im Herzen der Innenstadt. Im Kirchenraum bemüht man sich um eine ruhige und besinnlichen Atmosphäre, was nur zum Teil gelingt. Egal wie mensch zu Kirchen steht, hier böte sich in einem oft hektischen und lauten Umfeld die Möglichkeit inne zu halten, kurz durchzuatmen, aus der Geschäftigkeit von einem nach außen gerichteten Fokus bei sich ankommen.



Dieses Jahr verbindet buntes Licht aus starken Scheinwerfern die Außenhaut des Domes mit dem Raum davor. Alle die sich hier aufhalten sind in einen Lichtraum mit hinein genommen. Blau, gold, violett - wie Figuren in einem Glasfenster stehen Menschen da, jede Sekunde verändert sich das Bild. Ganz gewöhnliche Menschen von dort und da verwandeln sich zu Protagonisten auf einer imaginären Bühne. Wir alle, zufällig zusammengewürfelt, in ein wenig Licht getaucht. Irgendwie magisch.

Mittwoch, 28. Dezember 2011

Dienstag, 27. Dezember 2011

Wohin es mich zieht

Das 11er Jahr liegt in den letzten Zügen. Für mich war es vielleicht das abwechslungsreichste und damit sicher eines der schönsten Jahre meines Lebens. Mit beiden Eltern konnten wir den achtzigsten Geburtstag feiern (fünfmal! Ungarn feiern einfach gerne), zwei meiner Söhne schlossen ihre Ausbildung ab. Ich selbst war so viel unterwegs, wie noch in keinem Jahr und auch wenn all das organisatorisch immer wieder eine Herausforderung bedeutete, klappte alles wunderbar.


                                                 Inchiquin Park, Beara Peninsula, Irland

Unterwegs sein ist eine Art Lebenselixier für mich. Unterwegs sein in vielerlei Hinsicht. Mit meinem Körper und mit meinem Geist. 2011 schmeckte nach einer leichten Brise frischer Meeresluft, zwischendrin tanzte das Leben mit mir einen flotten Walzer oder Csárdás. Zum Luft holen tauchte ich regelmäßig in den ruhigen Fluss meiner Arbeit. 2012 wird viel Veränderung bringen, dieses Jahr hat noch kein Gesicht, vielleicht vage Konturen.



Ich weiß wohin es mich zieht, was ich erfahren möchte und fühle die Energie von Überraschung und Veränderung auf einer kollektiven Ebene. Es wird ruhigere Passagen geben, dann wieder rauschend fließende Strecken, wo sich in kurzer Zeit viel verändert. Mein Bild für das kommende Jahr gleicht dem Wasserfall auf dem Foto. Das Bett für die vielen fließenden Teilchen heißt Liebe. Liebe hat so viele Gesichter! Wie wird unsere Welt in einem Jahr aussehen, werden wir zusammen wirken, um anstehende Probleme zu lösen?

In 365 Tagen werde ich wieder in diese Tasten klopfen und es wissen. Ja. Doch! Ich denke es, mal sehn, was der Wasserfall zu sagen haben wird.

Jetzt ist es noch 2011 und ich bin einfach sehr, sehr dankbar für dieses Jahr!



Freitag, 23. Dezember 2011

Fürs *glücklich sein* entscheiden

Top 5 regrets / 5


"I wish that I had let myself be happier"

In der englischen Version wird deutlich, dass glücklich sein etwas mit unserer Einstellung zu tun hat. Übersetzt heißt es nur vordergründig: "Ich wünschte, ich wäre glücklicher gewesen". Genauer hingesehen aber: "Ich wünschte, ich hätte mir zugestanden, glücklicher zu sein."

Jetzt zu Weihnachten hat dieser Wunsch eine Brisanz wie sonst nie im Jahr (außer vielleicht im Urlaub). Das Fest ist mit Erwartungen überfrachtet, dass oft wenig Freude aufkommt. Eigentlich wollen wir doch in Wirklichkeit spüren und ausdrücken, dass wir einen, im Glücksfall mehrere Menschen lieben und wünschen wiedergeliebt zu werden. Das geht sich aus: Bei frischer Liebe brauchts da nur *zusammensein*, wie wir aus Erfahrung wissen. Liebe schenken ohne den Umweg über ein Ding in Geschenkpapier.




Überhöhte Erwartungen haben zwangsläufig Ent-täuschungen zur Folge. Was wieder gut ist - wir lassen vielleicht leichter weg, was uns mehr voneinander trennt als verbindet. Mir fiel das über mehrere Jahre schwer, denn mit vielen Kindern war Weihnachten immer ein schönes Fest mit viel von Allem. 

Zusammensitzen, einander umarmen, sich freuen, dass es den/die Andere gibt, sich in die Augen schauen, lachen. Miteinander essen und fröhlich sein. Sich glücklich fühlen, weil alles das möglich ist. Weihnachten.

All dies zu überlegen und zu schreiben hilft mir den Fokus für glückliche Gefühle zu finden und zu leben. Und so gehört ihr, liebe LeserInnen von kleine freude irgendwie auch zu meinen Leben. Danke, dass ihr da seid! Für unser Weihnachtsfest wünsche ich uns Allen, dass wir uns fürs *glücklich sein* entscheiden! Fröhliche Weihnachten :-)


Hier gehts zu weiteren Top 5 regrets


Quelle für Top 5 regrets: Bronnie Ware / http://www.inspirationandchai.com/Regrets-of-the-Dying.html

Mittwoch, 21. Dezember 2011

In der Weite der Dunkelheit

Letzte Strahlen der untergehenden Sonne zur Sonnenwende.
Diese Stunden ziehen uns in die lange Nacht. Die Zeit ist gut, um zu fühlen was uns wirklich wichtig ist, als ob das in dieser Zeit leicht fallen könnte!

Ganz schwer fällt mir der Absprung von der Geschäftigkeit und den selbst auferlegten Verpflichtungen.

Gestern Abend auf einem untertags vertrauten Wanderweg. So dunkel, dass wir den Verlauf zwischen den Baumstämmen eher erahnen als sehen können. Wir gehen still. Alles im näheren Umkreis verschwindet in der Schwärze der mondlosen Nacht. Wir müssen uns auf einen Bereich etwa 50 Meter vor uns konzentrieren, sonst würden wir das dunkelgraue Band des Weges aus den Augen verlieren. Plötzlich geht der Blick in den Himmel, zwischen den Baumkronen weitet sich die Wahrnehmung. Alles was rundherum an kleinen Frustrationen und Stress da war weicht einem Gefühl von Aufgehobensein in einer Welt, die verlässlich weiteratmet.



Die kalte Luft beißt in meine Wangen und Knie, innerlich ist mir trotzdem ganz warm. Alles da draußen wirkt zurückgezogen, vordergründig leblos. Doch ich spüre einen Hauch Vertrautheit in der Dunkelheit. Augen, Nase, Ohren haben nicht viel zu tun. In meinem Herzen kommt vielleicht gerade deswegen die Botschaft mit aller Wucht an: Innehalten, hinein horchen. Wir bleiben stehen. Sehr, sehr weit in der Ferne leises Rauschen und da und dort ein vielfach gebrochenes Licht. Wir stehen zwischen den hohen Stämmen, angekommen bei uns selbst. In der Dunkelheit verbinden sich Himmel und Erde.


Dienstag, 20. Dezember 2011

Sonnenwende mit Bruder Baum

Mein Motto für die nächsten Monate:

"Halte dir jeden Tag 30 Minuten für deine Sorgen frei und in dieser Zeit mache ein Nickerchen."
                                                                                                                               Abraham Lincoln

Nichts verbessert sich mit Sorgen machen und doch fallen wir immer wieder darauf herein. Sorgen bringen nichts oder im schlimmsten Fall etwas, das wir eh nicht haben wollen. Warum also an dieser Gewohnheit festhalten? Da ist es doch zehnmal besser, sich entspannt und vertrauensvoll auf die Zukunft einzulassen und zu tun, was gerade sinnvoll erscheint.




Der Stand der Sonne hat hier auf der Nordhalbkugel der Erde praktisch seinen Tiefpunkt erreicht. Drei Tage so etwas wie Still-stand bevor es wieder mit jedem Tag länger hell wird. Ich kann es kaum glauben, wie schnell wir hier angekommen sind. 
Dieses Jahr möchte ich mir Zeit nehmen und in diesen Tagen hinaus gehen zu den Bäumen und fühlen was da ist. Dann, wenn es schon dunkel geworden ist und still.

Alles andere wird auch noch fertig, wie jedes Jahr vor Weihnachten. Keine Sorge!

Montag, 19. Dezember 2011

Ein Muster wie Mandelbrot


An der Supermarktkasse stehen und mit den anderen Kunden fröhliche Worte wechseln, scherzen. Heute schon einen Kuss bekommen? Jemandem Marmelade aufs Brot geschmiert, Hand in Hand miteinander durch den Park gegangen, die Sonne begrüßt? Die Bäume gehört?

Kaffee gekocht und da gesessen, Lieder gehört und darüber nachgedacht, wie es kommen konnte, dass das Haben das Sein überflügelte und sich im Nest so breit gemacht hat.

An der Supermarktkasse stehen und einander in die Augen schauen. Entspannt lächeln, sich über den Tag freuen. Langsam und ruhig die Waren einpacken. Ein paar fröhliche Worte wechseln. Vielleicht einen Witz erzählen.



Ein paar Gänge herunterschalten, träumen, lachen.



Tee trinken, reden, arbeiten. 
Einfach Sein. Fühlen was aus den Weiten zu uns fliegt.



Mit lieben Menschen zusammenkommen. Alle haben ein Päckchen geschnürt. Eine Idee verwirklicht, die aus einem Traum geflogen kam. Alle, die zusammengehören essen und trinken was zusammengetragen wurde und schmeckt.  Alle finden *ihr* Päckchen, Farben für ein Bild, Stoff für neue Kleider, Steine für neue Häuser und Freude als Treibstoff für ein neues Jahr. 
Es kommen nur Dinge die einen Auftrag haben zum Vorschein. Ein Auftrag, dem wir aufgeregt bald, bald nachgehen möchten. Weil wir spüren, dass wir etwas Neues schaffen können und wir so neugierig sind, was da auf uns zukommt. 
Mein Päckchen hat so viele Farben, ein bisschen Tanz, ein bisschen Haken schlagen, ein bisschen goldener Rosenduft und eine Brise frische Meeresluft.

An der Supermarktkasse stehen und einen Hauch davon verströmen, das bisschen Duft und Brise hat sich in meinem Herzen vervielfacht, es bekommt ein Muster wie Mandelbrot. 

So wäre mein Weihnachten, so habe ich es mir geträumt.


Mittwoch, 14. Dezember 2011

Freundschaft

Top 5 regrets / 4


"Ich wünschte, ich hätte alte Freundschaften aufrechterhalten."


                                Pierre-Auguste Renoir, Die Lektüre, um 1890/1895, Musée D´Orsay, Paris

Dieser Punkt in der Liste der Schwerpunkte für ein *erfolgreiches* Leben scheint leicht nachvollziehbar. Wir alle haben schon mal Freunde aus den Augen verloren weil wir Begegnungen mit ihnen hintanstellten und später gemerkt, dass etwas fehlte. 
Bloggerin Traude hat in einem Kommentar erwähnt, dass sich Manches aus der eigenen Biografie nach Jahren verklärt. Ein Punkt, den es sich lohnt zu beleuchten. Wenn wir also jemanden aus den Augen verloren haben, geschah das ja vielleicht aus gutem Grund. Für mich trifft das sicher zu. Um es gleich vorwegzunehmen, ich befreunde mich nicht leicht. Inhaltsleeres Gequatsche ist mir zuwider und manchesmal gehen die Wege ganz natürlich auseinander. 
Außerdem kann ich auch gut allein sein. Lieber wenige, aber dafür solche Freundschaften, in denen Ehrlichkeit, echter Austausch und ein tiefes Gefühl der Verbundenheit möglich ist. Da bewege ich mich auf kontroversiellem Terrain und bin neugierig wie ihr das seht. 

Wenn wir allerdings spüren, dass eine Begegnung mit einem bestimmten Menschen wichtig wäre, sollten wir uns Zeit nehmen und zum Hörer greifen!

Wie auch immer: Am Ende eines Lebens zählen Beziehungen mehr als Geld oder der Status, den mensch sich manchmal mit viel Aufwand angeeignet hat. Am Ende zählt Liebe.

Viele Menschen entdecken im Alter die Freundschaft zu Geschwistern wieder. Sie sind uns vertraut, wir haben uns durch viele Jahre an ihre Schrullen gewöhnt und können mit ihnen am besten lachen. 

Miteinander lachen. Ich liebe es zu lachen und das ist mit Freunden einfach doppelt so schön!



Quelle für Top 5 regrets: Bronnie Ware / http://www.inspirationandchai.com/Regrets-of-the-Dying.html

Sonntag, 11. Dezember 2011

Viel zuviel Gefühl?



Top 5 regrets / 3


"Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt meine Gefühle auszudrücken."


                         Marie Stillman, Beatrice, 1895, Delaware Art Museum, Wilmington, USA

In der Rückschau am Ende eines Lebens wird offensichtlich leichter realisiert, welche Opfer man oft "des lieben Friedens Willen" gebracht hat. Kreative Lebenskraft wird zurückgehalten, man kann innere Ressourcen nicht nützen und manchmal entwickeln sich auch Krankheiten, weil Bitterkeit über die vertanen Chancen die Oberhand gewinnt. Natürlich lässt sich oft Angst hinter dem Zurückhalten von Gefühlen identifizieren, Angst vor den imaginierten Reaktionen des Anderen. Man spürt vielleicht, dass man keinen Einfluss auf die Reaktionen des Anderen hat.
Mehr Ehrlichkeit in einer Beziehung birgt die Chance in sich, das Miteinander auf eine befriedigendere und gesündere Ebene zu heben. Das Ausdrücken von Gefühlen kann klar machen, wo man miteinander steht und auch, ob es weiterhin eine gemeinsame Basis gibt. Ein Risiko, aber in jedem Fall ein Gewinn. Im besten Fall ein Gewinn an Lebendigkeit, Erfahrung, Nähe.

Quelle für Top 5 regrets: Bronnie Ware / http://www.inspirationandchai.com/Regrets-of-the-Dying.html

Donnerstag, 8. Dezember 2011

Neue Wege


Top 5 regrets / 2




Bronnie Ware, die lange in der Palliativpflege arbeitete, befragte Menschen am Ende ihrer Lebenszeit zu lebensbestimmenden Themen.
Auf die Frage, ob sie etwas in ihrem Leben bereuen würden, antworteten ausnahmslos alle Männer mit diesem Satz:

"Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet."

Sie vermissten im Nachhinein das Aufwachsen ihrer Kinder oder gemeinsam verbrachte Zeit mit ihrer Partnerin und Familie. Sie bewerteten die starke Ausrichtung auf die Arbeit als Vergeudung wertvoller Lebenszeit. Wie oft habe  ich auch diesen Satz von Männern gehört, denen schon während sie noch arbeiteten aufgefallen war, dass etwas nicht stimmte.
Auch Frauen sprachen darüber. Bei mir kommen da sofort Erinnerungen hoch. Viele Sorten Kekse mussten vor Weihnachten gebacken werden als meine Kinder noch klein waren. Weniger davon, das aber mit Muße und Spaß mit den Kindern gemeinsam hätte mehr Qualität gehabt. Ein klitzekleines Beispiel.

Unsere Elterngeneration arbeitete hart, auch körperlich und hatte damit in der Regel Erfolg.
Unsere Generation arbeitete clever und hatte damit in der Regel Erfolg.
Unsere Kindergeneration arbeitet mit Freude und Hingabe und hat damit Erfolg?



Sicher idealisiert, aber ich erlebe ihren Zugang zur Arbeit als weitaus spielerischer und unbekümmerter. Kommunikation mit Freunden, gemeinsame Unternehmungen nehmen einen großen Teil ihrer Aktivitäten ein und es tut gut zu sehen, dass diese Generation vielleicht nicht mehr sagen wird müssen, sie hätte zu viel gearbeitet und darüber versäumt, was für ihr Leben auch noch wichtig war.

Zeit vergehen lassen, träumen, wahrnehmen, neu ausrichten...


Hier gehts zu Top 5 regrets / 1  
Ein Engel


Quelle für Top 5 regrets: Bronnie Ware / http://www.inspirationandchai.com/Regrets-of-the-Dying.html





Dienstag, 6. Dezember 2011

Das Ding mit dem Warten





An der Supermarktkasse geht es gerade noch. Aber sonst - ich mag nicht warten.

Weihnachten kommt immer zu schnell, das Frühjahr lässt immer auf sich warten. Warten fand ich nur in meiner Kindheit schön. Da bekam alles in der Zukunft liegende etwas Magisches. Der Spruch mit der Vorfreude: Heute ein Trostpflaster.


Nicht zu warten wenn ich warten muss, muss ich noch üben. Manchmal, wie hier auf dem Bild sehe ich, dass es geht! Wenn nur der Moment zählt, der gerade da ist. 
Zeit ist etwas Komisches, mensch muss sie immerzu füllen. 
Füllt sie sich selbst, ist es am Schönsten. 
Von einem Moment zum anderen leben - mitten in der betriebsamen Zeit. Eins nach dem anderen tun. Auf nichts warten. Sein.

Das Jetzt hat etwas Magisches.

Sonntag, 4. Dezember 2011

Ein Engel...

Top 5 regrets / 1

Auf die Frage, was sie am meisten in ihrem fast abgeschlossenen Leben bedauern, bekam ein Sterbebegleiterin immer wieder sehr ähnliche Antworten von den Menschen die sie betreute. Sie fasste die fünf am häufigsten genannten Themen in einem Ranking der *Top 5 regrets* zusammen. Dabei ging es um frei gewählte Entscheidungen in deren Leben.




Wenn Menschen realisieren, dass ihr Leben so gut wie beendet ist, bekommt die Rückschau oft eine große Klarheit. Es ist leicht zu erkennen, wie viele Träume unerfüllt geblieben sind und auch welche das waren. Manche mussten sich eingestehen, dass sie nicht einmal die Hälfte ihrer Wünsche an das Leben verwirklichen konnten und beendeten ihr Leben in dem Wissen, dass es in jedem Fall an ihren eigenen Entscheidungen gelegen hatte. Sie konnten trotzdem Frieden mit ihrem Leben schließen.
Für uns halten diese Bekenntnisse verborgene Perlen bereit.

Am häufigsten wurde folgender Satz so oder so ähnlich ausgedrückt:

Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt mein Leben so zu leben, wie es für MICH richtig gewesen wäre und nicht so, wie ich dachte, dass andere es von mir erwarteten.

Die Natur hält inne in diesen Tagen, wir können die Qualität dieser Zeit ein wenig aufgreifen und nachsehen: Wie viele und welche Träume schiebe ich vor mir her? Wohin zieht mich mein Herz? Was zu erfahren bin ich hier?

Bei Sterbenden macht eine Liste der Ausreden keinen Sinn mehr, ihre Zeit ist abgelaufen, eine Richtungsänderung nicht mehr möglich.
Für uns gäbe eine Evaluierung unserer Wünsche an das Leben und alle Gründe, die dagegen sprechen einiges an Stoff her um Winterabende bei Kerzenschein zu nützen.




Dabei könnten wir uns diese Frage stellen:
Welche Träume werde ich noch verwirklichen, weil ich es mir und diesem Leben versprochen habe? Unser Herz hilft uns zu erkennen, es zieht uns in die richtige Richtung.

Natürlich stehen immer reale Argumente dagegen. Angesichts letzter Lebenstage schmelzen diese offensichtlich zusammen wie Schnee im April.

Ein Engel aus Pappe, seltsames zweidimensionales Abbild von etwas Unsichtbaren.
Egal, wie wir uns mehrdimensionale Wirklichkeiten vorstellen und sie abbilden, es wird immer etwas Bruchstückhaftes haben.
Irgendwo da draußen wartet einer dieser *geflügelten* Wesen darauf behilflich zu sein. Unsere Gegenleistung könnte darin liegen, ein wenig Mut aufzubringen, die Schritte in die gewünschte Richtung zu lenken. Wir sind in Liebe begleitet und können uns fallen lassen in unsichtbare Flügel. Nicht selten stupsen diese Unsichtbaren menschlische Engel an und...

Quelle für Top 5 regrets: Bronnie Ware / http://www.inspirationandchai.com/Regrets-of-the-Dying.html


Donnerstag, 1. Dezember 2011

Dankbar...

                                            Don´t walk behind me; I may not lead.
                                 Don´t walk in front of me; I may not follow.
                                 Walk beside me that we may be as one.
                                                                                       (Ute)




Bewegte Zeiten: In diesen Tagen fallen politische Entscheidungen, die große Auswirkungen auf unser Leben haben (werden), die Welt ist ganz offensichtlich in einem großen Umbruch begriffen und wir alle schwimmen mit im großen Strom und versuchen die Nase aus dem Wasser zu halten und den Überblick zu behalten.
Für mich ist wieder ein Lebensjahr vergangen und ich bin dankbar für die vielen Erlebnisse, Begegnungen mit Menschen, mit der Natur. Ich lasse mich führen, wohin es mich zieht. Es sind immer Menschen da, die ein Stück mitgehen, nicht nur im wörtlichen Sinn. 

Das neue Lebensjahr mag Veränderungen bringen, ich gehe weiter. Wie im Spruch der Ute Indianer sehe ich mich als ein Puzzleteil im großen Bild. Gemeinsam gestalten wir alle zusammen das Leben auf der Erde, ob uns das bewusst ist oder nicht.

Danke für eure Schritte neben den meinen, sie kommen und gehen und kommen...   Ich gehe mit viel Bewegung in mein neues Jahr. Körperlich, weil mir nichts wehtut. Emotional, weil ich so bin. Geistig, weil so viel da ist, was anregt. LEBEN.

Die Zahl? Ist immer ein Thema bei Geburtstagen: 7x8! Ist doch schön, wahr?

Dienstag, 29. November 2011

Baumwolle und Koriander in Pima County

Baumwolle umhüllt jeden Tag 24 Stunden meinen Körper, wir haben also ein recht intimes Verhältnis sie und ich, nicht wahr? Wie sie da so an meinen Körper kommt, habe ich mir noch nicht oft überlegt. Ja, in der letzten Phase, vom Geschäft in das Einkaufsackerl, in gefälliger Verarbeitung natürlich. Eh klar.
So kehre ich noch mal zurück nach Arizona, weil ich da zum ersten Mal in meinem Leben vor zwei Wochen gesehen habe, dass Baumwolle nicht von den Bäumen fällt. Weiß man, ja. Aber weiß man, WIE sie wächst? Ich wusste es nicht wirklich.


Gleich neben dem Highway, wo links ein Golfplatz nach dem anderen wächst, liegen die Felder und gerade jetzt wird die Baumwolle geerntet, wir sehen Baumwollfelder, wo das weiße flauschige Etwas nur so aus den Kapseln quillt. Die Büsche sehen vertrocknet aus und so strahlt das Weiß der Samenfäden noch stärker. 



Etwa 50.000km² umfasst hier das Gebiet zweier Native American Tribes: Die Pima, "Akimel O'Odham" (River People) und die Maricopa, "Xalychidom Piipaash" (People who live toward the water) besitzen hier ein Gebiet am Salt River in unmittelbarer Nachbarschaft der Stadt Phoenix/Scottsdale. Etwa 8700 Mitglieder gehören den beiden Stämmen an und ihr Gebiet ist klar zu erkennen. Hier in der Ebene unterhalb der Berge gibt es nur Sand, wir sind in der Sonora-Wüste, der Salt River ist als trockenes Sandbett eines Flusses zu erkennen. 


            Die weißen Felder im Bildhintergrund sind Container mit der gepflückten Baumwolle 

Die Indianer nützen hier ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem ihrer Vorfahren, das immerhin schon an die 2000 Jahre alt ist, das Land ist intensiv bewirtschaftet. Hier gedeiht die hochwertige, langfädige Pima-Baumwolle und noch manch anderes.




Unreife Samenkapsel: Ein Kunstwerk der Natur. Die Baumwolle gehört unverkennbar zur Familie der Malvengewächse.

325 Tage scheint die Sonne hier im Jahr, ungefähr 200 davon hat eine Baumwollpflanze im Laufe ihres Lebens genossen. Wieder zurück im nebelgrauen Wiener Becken versuche ich die gespeicherte Sonne in meinen T-Shirts zu fühlen. Ein tröstlicher Gedanke, wenn es draußen so kalt und unfreundlich ist.

Neben der Baumwolle entdecken wir aus dem Auto ( wir sind auf den Sandpisten des Reservats unterwegs) riesige Flächen mit etwas leuchtend Grünem. Ich rätsele zuerst, was das sein könnte und bin mir nicht sicher. Als ich aus dem Auto steige, wirft es mich fast um: KORIANDER! Den intensive Geruch dieses Krautes mag ich, aber wehe, wenn das nicht so wäre.



Hier ist man zweifellos mit einer hochtechnisierten Landwirtschaft erfolgreich, die neben dem allerorten in Indianerreservaten zu findenden Kasinos eine Einnahmequelle für diese Community bietet.




Am Abend wird Wasser in den Hauptkanal gelassen und in die vielen Furchen geleitet, Korianderpflänzchen, soweit das Auge reicht!



Ja, auch der Rollrasen für all die Golfplätze muss irgendwo wachsen. Etwas skurril, bei uns gibt es das ja auch, aber die Größe der Flächen machen sprachlos. 

Ihr fragt euch sicher schon die ganze Zeit, wo das Wasser herkommt, mir ging es auch so. Die Berge sind nicht weit, dort wird es in riesigen Stauseen gespeichert, auch Las Vegas funktioniert so. 
Wir sind geneigt, uns immer wieder die Augen zu reiben ob dieser Gegensätze. Hier leuchtendes Grün, dort hinter dem Zaun sandiger Boden mit Trockenbüschen und Kakteen. 



Vielleicht denkt ihr, ich sei noch nicht ganz wieder zurück aus der Wärme und dem weiten Land. Es ist Advent hier bei uns, wir sind auf Kälte und Dunkelheit eingeschworen und verbinden mit gemütlicher vorweihnachtlicher Stimmung, wenn wir mit dampfendem Atem am Punschstand stehen und unsere klammen Finger am Becher wärmen können. Wenn dann noch Schnee dazukommt, umso besser. 

Zugegeben, ein bisschen Sonne, Wärme und Licht hängt noch an den Zipfeln meiner Jeans und ist herzlich willkommen. Ich bin ein Kind der Weite und wenn die Erde Wärme atmet, bin ich glücklich.




Dieses Foto ist gänzlich unbearbeitet und zeigt den abendlichen Himmel nach Sonnenuntergang an den Hängen der Catalina Mountains bei Tuscon.

Donnerstag, 24. November 2011

Ganz langsam dem Himmel entgegen


Jetzt im November ist es hier in Tuscon, Arizona angenehm warm. Aus dem schon kalten Mitteleuropa kommend empfinden wir es als reine Wohltat, ein paar Tage hier erleben zu können. Nach ein paar Gesprächen mit Einheimischen, auch ausgewanderte ÖsterreicherInnen treffen wir, kehrt sich die Sicht ein wenig um. Die meisten Monate des Jahres herrscht hier unerträgliche Hitze um und jenseits der 40°C. Beeindruckend zu erleben, wie vielfältig das Leben in einer wüstenähnlichen Umgebung gestaltet werden kann.
Besondere Leitpflanze dieser Gegend und auch anderer Gebiete innerhalb der Sonora-Wüste ist der Saguaro Kaktus, den viele von euch sicher von Bildern kennen. Eine 80-jährige Deutsche, mit der wir ins Gespräch kamen, sprach von ihnen als Wesen mit einer Persönlichkeit, zu denen sie immer noch Jahr für Jahr zu einem Besuch aus Deutschland wiederkehrt.



Diese mächtigen Pflanzen sind durchaus mit Bäumen vergleichbar. Das Exemplar oben muss mehr als 200 Jahre alt sein, die ersten Seitenarme kommen in sehr trockenen Gebieten erst nach etwa 100 Jahren zum Vorschein, ältere Exemplare sind 10 oder mehr Meter hoch. Zu Beginn wachsen diese Kakteen extrem langsam, die Alten haben all ihre Stacheln im unteren Bereich eingebüßt. Manchmal bauen sich Vögel, eine Spechtart, Nisthöhlen in den mächtigen "Stamm". Allerdings geht die Mär, dass in den Bergen schon mal Einschüsse für Löcher verantwortlich sind. Straßentafeln wiesen dort tatsächlich kaum welche auf, andernorts müssen Schilder schon mal für Schießübungen herhalten. 



Aller Anfang ist schwer, hier im Saguaro Nationalpark sind kaum kleine Kandelaberkakteen zu sehen, allzu leicht latscht mensch darauf. 20 bis 30 Jahre hat dieser Winzling schon auf dem Buckel.


Auch ein Seitenarm fängt klein an, nona!



Nur zum Größenvergleich! Neben einem solchen erst mittelalten Saguaro mutiert Mann zum jungen Hupfer.

Ihr ahnt vielleicht schon, was zu guter Letzt kommt? Genau: *Ein Saguaro ist auch nur ein Mensch* und in diesem Fall waren schon viele Pflanzenflüsterer vor mir da! Besser kann es nicht ausgedrückt werden, als es auf diesem T-Shirt zu lesen ist:



Rückgrat zeigen, visionär sein und bleiben, ressourcenschonend leben,  langfristig denken, zur rechten Zeit erblühen und den Biss behalten: Jede Botschaft für ein Lebensmotto gut. 

Oh, stimmt, eins hab ich ausgelassen, eben: Das mit der Geduld ist nicht so meine Sache, fragt meinen Mann. Wenn *be patient trough the dry spells* allerdings mit *Durchhaltevermögen beweisen* übersetzt wird, bin ich vielleicht doch dabei?!

What about you?



Dienstag, 22. November 2011

Rotbraun, sand und silbrig grün

All plants are our brothers and sisters. They talk to us and when we listen, we can hear them.
                                                                                               (Arapaho)


Aus vielen Worten der Native Americans spricht ihre Einstellung zur Erde, ihre traditionell starke Verbindung zur Natur, die sie ehren. Wir wissen alle, dass ideale Vorstellungen über das Leben der Indianer der heute gelebten Realität aus vielerlei Gründen nicht standhalten kann. Was ich persönlich inspirierend finde, ist die Weisheit, die aus einer starken Verbindung mit den elementaren Kräften der Erde erwächst.

Viele "westliche" Krankheiten und Imbalancen mögen daher rühren, dass wir zu wenig unmittelbaren Kontakt mit den vier Elementen und allgemein der Natur haben. Sich in den Atem der Erde einfühlen fällt vielleicht sogar in einer für uns fremden Umgebung leichter. Wir nehmen bewusster wahr, was da ist. Alles ist interessant, weil ungewohnt und neuartig.




Im Süden Arizonas, hier um Tuscon und Phoenix siedeln Menschen nachweislich ununterbrochen seit 14.000! Jahren. Über viele Tausende Jahre lebten Indianerstämme hier im Einklang mit der Natur, das ist immer noch spürbar und auch sichtbar.





Ob einfach oder teuer gebaut, Einkaufszentrum oder Ranch, viele Häuser fügen sich farblich und formal schön in die Landschaft ein, oft begegnen wir alten Namen, auch "Tuscon" ist indianischen Ursprungs und bedeutet "Schwarze Vorberge" in der Sprache der Tohono-O`Odham Indianer.





Die Farben rotbraun bis sand und türkise Farbtöne finden sich an Gebäuden, in Teppichen und Schmuck wieder. In dieser Gegend wurde eine Zeit lang Kupfer, Türkis und Silber abgebaut. Es sind die Farben dieser Region. Aber es gibt auch grün und silbriges grün hier.



Die Villa im legendären "Adobe" Stil liegt an den Hängen der Catalina Mountains, hier schön von der abendlichen Sonne bestrahlt.



In dieses Haus habe ich mich verliebt, perfekte Farbharmonie und in der Bauweise so typisch für diese Gegend. Kleine Fenster, die meiste Zeit des Jahres gilt es, sich vor der Hitze zu schützen. Es steht in unmittelbarer Nachbarschaft des Presidio Inn, einem B&B im Historic District von Tuscon, wo wir bei Patti, einer entzückenden alten Dame übernachtet haben.




Zur vorgestrigen Rätselfrage: Die Pflanze, die auf dem Foto abgestorben fotografiert ist, findet sich in lebendiger Form auf einigen Bildern in diesem Post wieder. Ja, ich mach es noch ein bisschen spannend. Aber es ist ja verrückterweise Fasching in Österreich, und zwar seit dem 11.11. Mein Bilderrätsel ist allerdings keine Scherzfrage und ich werde sie selbstverständlich bald auflösen. Vielleicht erwacht ja in Eine/r oder Andere/r von euch eine Ahnung? Nur zu, es darf geraten werden!

Samstag, 19. November 2011

Back again...

There is no death, only a change of worlds
                                             (Duwamish)



Mit Sprüchen von Native Americans verschiedener Stämme im Gepäck wiedergekehrt. Mit vielen Fotos sowieso. Der Teil meiner Seele, der für sein Leben gerne *wandert*, ist mit wunderbaren Eindrücken gesättigt noch auf dem langen Weg zurück, so dankbar für diese Gelegenheit. Mein Körper ist da, zu Hause und werkt, weil er kann und muss. 

Geht es euch auch so? Nach einem Abtauchen in eine Welt, die so anders ist als die gewohnte: Alles ein wenig anders sehen, leicht verschoben, der Blick hat sich geweitet.
Zehn Tage aus dem Alltag gegangen und wieder eine Seite dieser schönen Erde ein bisschen kennengelernt. 
Wo ich war? Das Foto gibt einen Hinweis auf die *Bäume*, die dort wachsen. Es wird noch das eine oder andere folgen.

Zum Spruch oben: 
Dieser Einstellung sind wir ja schon mehrfach im Keltischen Baumkreis begegnet. Sie entspricht wohl einer Lebensweise, die eng mit der Natur verbunden ist. Ja, doch: Ein bisschen nachdenklich sitze ich wieder zwischen meinen vier Wänden. Mit all den Dingen darinnen.
Aber von all den Bäumen, Blumen und Gräsern, Steinen und Bergen, die ich begrüßt und bestaunt habe, ist ein *Stückchen* Pflanzenseele mitgekommen. Freiwillig, weil ich sie liebte und sie mich auch.

Habt ihr eine Idee, wie diese mächtige Pflanze auf dem Bild lebendig aussieht?
Ein kleiner Hinweis: Sie mag Erde nicht so gerne wie Sand und sie lässt sich beim wachsen Zeit, viel Zeit.


Freitag, 11. November 2011

Mit Sirius im Schlepptau

Die Umstellung zur Winterzeit trifft mich wieder mit einer Wucht. Eigentlich alt genug, müsste ich es schon wissen und doch, die kurzen Tage verwirren jedes Jahr. Einerseits signalisiert die Natur Winterschlaf, besonders bei uns im Wiener Becken, wo so viele, eh schon kurze Tage im tiefgrau des Hochnebels versinken.
Am Morgen meint mein Körper, dass aufstehen unpassend erscheint. Den ganzen Tag Licht einschalten, was haben die Leute früher gemacht? Dann wieder, wenn es draußen schon beginnt finster zu werden, so am frühen Nachmittag, breitet sich bei mir so eine Art Zeitlosigkeitsgefühl aus. Ist eh die ganze Zeit dunkel, da kann ich ja die Zeit nützen und ganz viel machen. Die Nacht ist so lang, wenn sie zum Tag gemacht wird.




So an die zwölf Wochen dunkle Zeit liegen vor uns, dann hält mensch schon wieder nach Frühlingsboten Ausschau. Eine heimelige Zeit mit Tee und Zimt und dem Flackern von Kerzenlicht. Nur am Morgen mag ich es nicht, mit jeder Stunde des Tages wird es schöner und manchmal wünschte ich, es wäre draußen vor der Tür so richtig finster, bis auf die Sterne und den Mond natürlich, ohne all dem künstlichen Licht. Orion, der große Himmelsjäger ist wieder unterwegs mit Sirius im Schlepptau. Muss ihn doch schnell Mal begrüßen gehen! Der Himmel rückt näher in dieser Zeit...

  

Montag, 7. November 2011

Warum in die Ferne schweifen...

...wenn das Gute liegt so nah!

So lange nicht mehr da gewesen, wo wir in unserer Jugendzeit umhergeschweift sind und so manches sommerlich-nächtliche Trinkgelage abgefeiert haben. Ein kleiner runder, von Weitem unscheinbarer Hügel (Buckel, wie wir hier sagen) am Rande der Bezirksstadt Mödling.

Der Eichkogel, seit 50 Jahren als Naturschutzgebiet deklariert, zählt zu den besonderen ökologischen Nischen in Österreich. So klein er ist, so einzigartig gestaltet sich hier die Fauna und Flora. Ein Sammelpunkt für viele gefährdete Arten, besonders Insekten aber auch Trockenrasengesellschaften und vom Aussterben bedrohte Blumen. Ein spezifisches Kleinklima bietet optimale Lebensbedingungen für allerlei Grünes und Getier. Ich habe mir vorgenommen, das kommende Jahr öfter mal vorbeizuschauen, zu fotografieren und vielleicht eine kleine Serie hier zu gestalten. Unter Naturschutz stehende, seltene Frühlingsblüher werden sicher unser Herz erfreuen, wenn es dann wieder ans Wachsen geht.

Diese Bilder sind zu Allerheiligen entstanden. Wir streiften über den Hügel und bewunderten die Herbstfärbung, da saßen sie, eine Gruppe von Menschen, hingegossen in die Wiese, die Farben der Umgebung aufnehmend. Ein Interview wäre hier fällig gewesen, sie gaben den Anstoß für diesen Post. Leider bin ich in dieser Beziehung noch immer ein Hasenfuß, aber ich arbeite daran!




Ein typischer Strauch hier die Zwergweichsel (Prunus fruticosa) im Herbstgewand, wunderschön vor dem tiefgrünem Hintergrund der Schwarzkiefern.



Dieser Gehölzsaum faszinierte mich in seiner Farbenvielfalt, wie diese durch eine Mischung aus verschiedenen Wildobstgehölzen, Bäumen und Sträuchern entstehen kann. 
Mödlinger Indian Summer.

Freitag, 4. November 2011

Der Efeu / Ivy im Keltischen Baumkreis

Angesichts majestätischer Kronen und mächtiger Stämme ist es doch leicht nachvollziehbar, dass Bäume in manchen Kulturen hoch angesehen waren. Was ist aber davon zu halten, wenn eine Kletterpflanze, eine rankende Liane auch zum Kreis der heiligen Bäume zählt? Auf den ersten Blick erscheint der Efeu (Hedera helix) gewöhnlich. Eine Pflanze, die einen Baum braucht, um mit ihren Haftwurzeln als Kletterhilfe in die Höhe wachsen zu können. Die Kelten ehrten ihn trotzdem, im Ogam Alphabet war der Name GORT und der Buchstabe G dem Efeu zugeordnet und er herrschte über den Zeitraum vom 30. September bis 27. Oktober.




In diesem Monat schwindet das Sonnenlicht, die Natur beginnt Wachstum zurückzunehmen und sich auf eine Ruhephase vorzubereiten. Der Efeu treibt zwar im Winter auch nicht weiter, aber er wirft seine Blätter nicht ab. Dazu kommt: Wenn andere Pflanzen schon lange die Fruchtbildung abgeschlossen und ihre Samen ausgebracht haben, beginnt der Efeu erst zu blühen. Im September und Oktober erscheinen an älteren Pflanzen Blühsprosse mit gelbgrün blühenden Dolden, die dann im frühen Jahr dunkle kugelige Früchte ausbilden. Das bietet Wespen, Bienen,  Schmetterlingen und Vögeln eine wichtige, um diese Zeit seltene Nahrungsquelle.



Der irische Efeu (Hedera helix hibernica) ist besonders wuchsstark, das feucht-gemäßigte Klima Irlands bietet optimale Wachstumsbedingungen. Häufig kann man ihn an alten Bäumen emporklettern sehen, wo er sogar besenstieldicke Wurzeln ausbilden kann.


Warum aber bekam er einen Platz im Keltischen Baumkreis?

Nun, der Efeu kann als lebendes Fossil bezeichnet werden, es gab ihn schon in der Kreidezeit vor 100 Millionen Jahren. Die einzelne Pflanze kann bis zu 400! Jahre alt werden. Sie ist immergrün und ausdauernd, kommt mit verschiedensten Witterungen und auch mit Kälte sehr gut zurecht. Sie wuchert fast flächendeckend am Boden und kann bis zu 20 Meter in die Höhe klimmen. Wenn das nicht außergewöhnlich ist!

Die Kelten sahen in den zackigen, immergrünen Blättern des Efeu die fünf Aspekte der Göttin symbolisiert: Geburt-Initiation-Liebe-Regeneration-Tod. Möglicherweise kam der Efeu zu Samhain Ende Oktober, einem der wichtigsten Zeitübergänge im Jahreskreis zum Einsatz, um das Bewusstsein so zu verändern, dass die Grenze zwischen den Welten leichter überschritten werden konnte. Ob und wie mit Inhaltsstoffen des giftigen Efeu Trancezustände erreicht werden konnten, ist nicht sicher, wird aber von manchen Autoren vermutet. 

Selbst, wenn das nicht der Fall gewesen wäre, die Organsprache des Efeu lässt nichts zu wünschen übrig: Er ist stark in seiner archaischen Symbolik.
Sehen wir uns die Triebe und Blätter an. Sie glänzen hell- und dunkelgrün voller Lebenskraft, machen nicht schlapp und wachsen unermüdlich weiter, wenn auch mit Pausen.
In seiner Art beharrlich und unverwüstlich kann er als Symbol dafür dienen, dass es ewiges Leben gibt, selbst wenn ein Teil stirbt. Er zeigt den Tod als Zäsur, ein Wechseln in die Anderswelt. Nach einer Pause geht neues Leben in eine nächste Runde. Der Efeu schmiegt sich zudem an Bäume und windet sich an ihnen hoch und gibt so auch ein Zeugnis für Verbundenheit und Treue, er geht keine eigenen Wege und bleibt mit dem Baum verbunden. 

Dazu kommt der unübersehbare Bezug zur Schlangenkraft, einer der mächtigsten archetypischen Symbole weltweit. Die Triebe winden und schlängeln sich aufwärts, bleiben dabei aber gerne im Schatten. Der Efeu hebt die normale Ordnung auf, nach der Wurzeln ausschließlich in der Erde ankern, er bildet mit seinen bewurzelten Trieben eine Art Himmelsleiter.
Mehr als 200 verschiedene Arten unterscheiden sich in Blattgröße, Form und Farbe. Die Pflanze ist in allen Teilen sehr giftig und schmeckt stark bitter. Zur Zeit der Kelten soll er dem Wein beigemischt worden sein, oft mit verheerenden Folgen.
Heute finden die schleim- und krampflösenden Wirkstoffe des Efeu als Mittel gegen Husten Verwendung in der Pflanzenmedizin.


Bei der Vorbereitung auf diesen Beitrag zur Serie musste ich nicht weit gehen, schon einen Meter von der Haustüre entfernt wächst Efeu und nicht nur dort. Eigentlich ist er überall, nicht nur geduldet, sondern geliebt. Er fordert Zuwendung, verzeiht jeden Schnitt und glänzt oft als Tischschmuck auf der festlich gedeckten Tafel. 

Efeublätter und Früchte auf einem Kreuz  Church Island / Derrynane Bay, Kerry
Seine Botschaft? Er spricht besonnen, langsam und erzählt vom Geheimnis der Kontinuität. Alles ist mit allem verbunden. Nichts existiert für sich allein. Wenn wir das anerkennen, können wir Frieden in Vergangenem und Zukünftigem finden. Wenn wir anerkennen was war, können wir in Freiheit weitergehen. 

Ohne Wurzeln kein Leben und auch kein nachhaltiges Vorwärtskommen. Zu Beginn einer jeden Entwicklung ist schon vorgezeichnet, wohin die Reise geht. Die Kelten wussten das und drückten es durch die, ihren eigenen Schwanz verschlingende Schlange aus. Sie zeigt den Ewigen Kreislauf allen Seins. Ein starkes und schönes Symbol! Der Efeu verkörpert dieses Prinzip in der Pflanzenwelt und rührt damit am tiefen Geheimnis des Lebens.

Diese Serie zum Keltischen Baumkreis erscheint auch im Irlandblog von Markus Bäuchle: Berichte von der Insel. Fast täglich. Der Journalist und Wanderer schreibt über Irland. Über aktuelle Ereignisse, interessante Hintergründe und Irland als Urlaubsland - und - er bietet auch mehrmals jährlich Wanderwochen an.  HIER könnt ihr mehr über meine Erlebnisse dazu lesen. Selbstverständlich findet ihr alle Info dazu auf Markus´Blog. 

Die Serie zum nachlesen findet sich auch unter LABELS "Keltischer Baumkreis" in der rechten Seitenleiste hier auf kleine freude.
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