Freitag, 22. August 2014

Ein Rucksack voller Früchte

Kleine freude ist kurz auf Tauchstation gewesen und hat einer emotional intensiven Zeit Raum und Vortritt gegeben. Seit gestern sucht mein Körper Ruhe und die Botschaft konnte er am besten mit einer Erkältung an andere Teile meines Daseins rückmelden. 
Zeit also, Impulsen aus den Tiefen meines Selbst Raum zu geben und die eine oder andere Erinnerung zu beleuchten, auszuwerten und auf eine neue Art zu integrieren. Das Hinübergehen eines wichtigen Menschen verändert die Sicht auf manche Aspekte der eigenen Vergangenheit. Ein seit Jahren wachsendes Bedürfnis nach Echt- und Ehrlichkeit bringt Tiefe in den gemeinsamen Weg, bringt Eigenheiten, Gemeinsamkeiten und Verschiedenheiten, gegenseitige Einflüsse und Abgrenzungen ins Licht einer Neu-Be-Wertung. Ein (end)gültiger Abschied birgt das Geschenk des Reifens nach allen möglichen Wetterlagen. 

Je vielfältiger wir selbst eine Beziehung leben konnten, umso vielfältiger mögen die Früchte letztlich schmecken. Schwierige gemeinsame Erfahrungen tragen besonders dazu bei. 
Eintauchen in das weite Feld von Geschichten in der weiblichen Linie der Vorfahren, den eigenen Prägungen nachzuspüren macht Sinn. Was ich weiß kann ich bewusst steuern, was nicht, steuert mich.

Licht fällt durch das schützende Blätterdach von generationenalter Übereinkunft. Ich gehe weiter, so Vieles liegt da draußen, um weiter erkundet und gelebt zu werden, mit dem Wind mütterlicher Geborgenheit im Rücken...






Montag, 11. August 2014

Abschied


Wir sagen endgültig dazu und doch fühlt es sich für mich nicht so an. Ich kann sie spüren und es ist voller Frieden und Dankbarkeit, was zu mir herüber weht, immer wieder. Es gibt kein Ende, auf eine Art hier auf der Erde natürlich schon, aber Seelen verlieren einander nicht. Ich kann es fühlen, so wie ich meine Großmutter manchmal spüre. Ihr Lachen, ihre Freude, ihr Da-sein. 

Meine Mutter ist hinübergegangen. Ich spüre, dass es seine Ordnung hat. Leben und Sterben. Hier sein und drüben sein. Ihr Körper war so zerbrechlich, als sie so da lag am Ende dieses Lebens. Ich spürte ihre Seele in meiner Nähe, entfernt von diesem leblosen Körper und ich habe die Gewissheit, dass jedem Ende ein Anfang folgt.




    

Donnerstag, 7. August 2014

Robuste Blattträger


Grün auf kleinstem Raum. Auf meinen Fotosafaris durch Wien fallen sie mir immer wieder ins gelinste Auge: Kleine, oft auch hässliche Behältnisse, in denen sehr unterschiedliche Pflanzen unterkommen. Guerilla Gardening ist in vielen Straßenzügen und auf Plätzen nicht möglich, einfach zu viel Asphalt, nicht einmal schmale Grünstreifen gibt es da. In der Inneren Stadt ist also das Grün meistens gebändigt.
Manchmal sind es charmante Pflanzungen, wie in einem Bauerngarten, ein fröhliches Bild. Oder ein kleiner vornehmer Touch für den Schanigarten, wie hier in Wien die Straßencafés genannt werden.




Eigentlich sind in der inneren Stadt fast alle Balkone unbeblumt. Hie und da nehmen aber doch Bewohner den Kampf mit Hitze und Trockenheit auf, um ein bisschen grüne und farbige Freude zu betreuen. Erde und Töpfe müssen hinauf- und hinuntergeschleppt werden. Oleander braucht ein Winterquartier...



Direkt an einer Seitenwand des Wiener Stephansdomes steht ein Götterbaum, der aus einem Samen in einer Mauerritze gewachsen sein muss und offensichtlich im jungen Stadium seiner Entwicklung nicht herausgerissen worden war. Man kann sich eigentlich nicht vorstellen, wo überall die Wurzeln laufen müssen, da gibt es weit und breit keinen Zentimeter Erde rundum. Ein Kuriosum. Wunderbar!



Manchmal ist einem Pflanzgefäß der Liebhaber seines Inhalts abhanden gekommen und es wächst eben, was genug Widerstandkraft hat und wenig Nährstoffe braucht. In dem Trog im Bild unten hat sich ein Pappelkeimling breitgemacht. Eher unwahrscheinlich, dass er eine götterbäumliche Lebenserwartung vor sich hat. Eigentlich schade. Vielleicht eine Zukunft als Bonsai?


Schön sind die schmalen Beete zwischen manchen Fahrbahnen, wie hier am Anfang der Favoritenstraße. Früher wurden sie kompakt bepflanzt, in den letzten Jahren geht es etwas "wilder" zu. Es darf ausufernder blühen. Ob es sich lohnt, da inmitten all dem Verkehr Blumen zu haben? Ich mag es sehr und die Blumen halten ganz schön was aus!


                                                                  
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Zuletzt etwas in eigener Sache: Leider wird auch dieser Blog, wie so viele andere auch mit Spams zugemüllt und so möchte ich erstmal für eine kurze Zeit die Kommentarfunktion mit dem Spamschutz einrichten. Es ist etwas nervig, ich hoffe auf euer Verständnis. Danke!


  

Montag, 4. August 2014

Gewohnte Welten dehnen

Wenn man ans Meer kommt
soll man zu schweigen beginnen
bei den letzten Grashalmen
soll man den Faden verlieren
und den Salzschaum
und das scharfe Zischen des Windes
einatmen
und ausatmen
und wieder einatmen

Wenn man den Sand sägen hört
und das Schlurfen der kleinen Steine
in langen Wellen
soll man aufhören zu sollen
und nicht mehr wollen wollen
nur Meer

Nur Meer

                                  Erich Fried



Mit steilerem Betrachtungswinkel intensiviert sich das Blau direkt unter uns und in der Ferne. Das Blau des Himmels tritt zurück und die Klarheit der Farben, auch die der Kiefern und Felsen zeigt die Kraft des Sommers.
Das nehme ich mit: Nichts Beliebiges, Gleichgültiges tut sich hier auf. Alles bezieht Stellung. Am Aussichtspunkt steht man Schlange, um mit dem Blick in die hell azurblaue, von grellweißem Kalkgestein aufgehellte Bucht einzutauchen. Diese Farbe schwemmt sich in die Netzhaut und verankert sich da im Hintergrund. Dieses schönste aller hellen Blaus, als Blaupause für alle zukünftigen Sommerträume.




Mit Blau aufladen für den Rest des Jahres, hier kann es gar nicht genug davon geben...



Blau entspannt in seiner Qualität Grenzen aufzuheben, gewohnte Welten zu dehnen und ausufern zu lassen. Erlauben, dass das Auge in der Ferne nirgendwo hängen bleibt, in Innenwelten zurückkehrt und ankert. Dort läuft aus dem Ruder, was zu eng gehalten worden war und Einsichten tauchen am inneren Horizont auf. Hinter der blauen Türe warten Göttinnen, gemütliche Kissen und Erfrischung.

Wellen landen an und erden das Blau. Es reicht von der Ferne ins Jetzt und da bleibt es für eine große Weile und wird doch niemals festgefügt sein...


                             Alle Fotos sind von der griechischen Insel Zakynthos mitgebracht
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