Sonntag, 21. Dezember 2014

Das Ding mit der Weihnachtsfreude / 4

Hinter dem Puls unseres gesellschaftlichen Lebens schlägt ein anderer Rhythmus, der unseres Körpers in Verbindung mit den Vorgängen in der Natur. Gerade um diese Zeit fühle ich besonders stark, wie asynchron wir sie leben. Wie sich die natürlichen Rhythmen in diesen Tagen verdichten, denen ich mich dieses Jahr hingegeben habe, so gut es ging. Ich muss zugeben, es liegt Heimeligkeit und Tradition in der Geschäftigkeit der Vorweihnachtszeit. Ungewohnt das stille Sein, die Ruhe, das Weglassen von Allem, was nur vordergründig wichtig ist.



Es tat mir gut. Mein Puls wurde langsamer, er glich sich dem Atmen der Erde an, die sich auf die Winterruhe vorbereitete, obwohl das Wetter in diesen Tagen eine andere Sprache spricht. Ungewohnt, so ohne Trubel, wie sehr habe ich Weihnachten schon mit Hektik und rennen verknüpft gehabt. Jetzt fällt es mir auf, dass es auch anders geht. Ohne Ablenkungen kommen mir viele Gedanken über das zu Ende gehende Jahr in den Sinn.



Ich empfinde tiefe Dankbarkeit für Situationen und Menschen. Manche Erlebnisse haben mich verändert und plötzlich wird mir bewusst, mit welchem Mut meine Vorfahren in Veränderungen hineingegangen und welche Wege sie mir vorangegangen sind.
Mit dem Hinübergehen meiner Mutter in die andere Welt merke ich mehr und mehr, dass ich dorthin vorrücke, wo ich in mir selbst verwurzelt bin, die geborgten Wurzeln sind nicht mehr.
Ich fühle mich geborgen, hier auf der Erde, in meinem Körper, auch mit seinen Veränderungen. In den Rhythmus der Natur hineinzuhören entspannt mich und lässt mich mit Zuversicht und Freude in einen neuen Zyklus hineingehen.



In diesen kurzen Tagen und langen Nächten fühle ich mich der Mütterlichkeit unserer Erde so nahe. Wir haben unseren Platz auf ihr und wenn wir es ein bisschen besser hinbekommen würden, hätten wir Frieden mit und auf ihr. Ich glaube nicht an die Theorie, dass sie uns Menschen in begrenzter Zahl aufnehmen kann. Diese Woche sah ich eine Doku über einen biologisch dynamisch wirtschaftenden Großbetrieb in Ägypten (klick) SEKEM. Aus einer Einzelinitiative beginnend wurde und wird die Wüste zum Garten Eden verwandelt, Gemüse und Getreide in großen Mengen produziert und vielen Menschen Arbeit gegeben. 

Die Erde, Tiere, Pflanzen und das Wohlergehen jedes einzelnen Menschen muss in den Mittelpunkt unserer Bemühungen gestellt werden. Dann kann Frieden entstehen und nicht umgekehrt. Es gibt viele gute Nachrichten und viele Initiativen, wir müssen sie suchen, uns für sie interessieren, ihnen Raum geben, sie verbreiten und sie aktiv unterstützen. Notwendigen Veränderungen positiv begegnen.


                    Kachina Woman, Sedona, Arizona

Dankbar erinnere ich mich an dieses Bild, in dem symbolisch deutlich wird, dass es Menschen gibt, die der Erde sehr bewusst mit Respekt und Liebe begegnen. Das bringt mich zum nachdenken. Über mein Leben und darüber, was ich selbst beitragen kann, um ihrer Schönheit wenigstens ein bisschen gerechter zu werden.

In diesem Sinne wünsche ich euch eine gute Sonnenwende mit Blick auf unseren blauen Planeten, unsere wunderbare Mutter Erde. Bei uns herrscht, ganz untypisch seit Tagen strahlender Sonnenschein, welche Freude!

 

Montag, 15. Dezember 2014

Das Ding mit der Weihnachtsfreude / 3

"Ich bin heuer noch gar nicht in Weihnachtstimmung, obwohl es nicht mehr lange bis dahin ist" . Oft höre ich diesen Satz, in meinem persönlichen Umfeld und auch über die Medien. Viele führen ihre fehlende Einstimmung auf das Fest der Liebe, des Friedens und der Freude auf das Wetter zurück. "Es ist zu warm, es schneit nicht, die Weihnachtsmärkte sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren..." 
Ich kratze etwas an der Oberfläche und habe das Gefühl, dass die Ursachen viel tiefer liegen.



Die Euphorie nach der Jahrtausendwende, wir kämen mit dem Beginn des Einundzwanzigsten Jahrhunderts in eine weltweit weit entwickelte solidarische, einer positiven Zukunft zusteuernden Weltgemeinschaft ein großes Stück näher, weicht nicht erst seit September 2001 einer ungläubigen Gewissheit, dass alles ganz anders läuft. Wir verlieren gerade im fast vergangenen Jahr 2014 massiv an Vertrauen in alles was die Welt am Laufen hält. In der Wirtschaft, im Finanzwesen, in der Politik, im Gesundheitswesen, in der Ernährung, überall sehen wir in immer neu aufbrechenden Skandalen, Kriegen und Verlust von Freiheit, Selbstbestimmung und Arbeit, dass wir weit weg davon sind bestehende Probleme gelöst zu haben, im Gegenteil. Sich diesen Wahrheiten zu stellen ist nicht leicht. Alle möglichen Strategien werden angewendet, um nicht hinschauen zu müssen: Verleugnung, Erstarren, das eigene Kleine zu retten versuchen, sich einreden, dass alles ja gar nicht so schlimm sein kann.



Bevor ihr hier, meine Lieben zusammenbrecht oder abschaltet oder auch nur fragt, was das alles mit *kleine freude* zu tun hat, gebe ich Entwarnung. Es geht nicht darum, sich niederdrücken zu lassen oder zu verzweifeln. Ich denke aber, es ist wichtig die Dinge nicht kleinzureden und sich der Notwendigkeit zu öffnen, dass sich Vieles verändern muss. UM BESSER ZU WERDEN. Damit wir ein glückliches, solidarisches, liebevolles Miteinander schaffen können, muss vorher beendet werden, was unsere Welt ausblutet und kaputtmacht.

Ich glaube, wir alle spüren diese Notwendigkeit zu einer Umkehr im Denken und Handeln. Was uns Angst macht und zögern lässt, ist wahrscheinlich die gefühlte gewaltige Größe dieser Notwendigkeit. Menschen haben aus vielerlei Gründen Angst vor Veränderung, besonders wir hier in den so genannten reichen Ländern Europas. Wir könnten ja etwas verlieren, woran wir uns schon so gewöhnt haben.



Ob wir uns fürchten oder nicht, wenn sich etwas überlebt hat, stirbt es sowieso. Wenn die Zeit reif ist, geschehen Veränderungen, Umwälzungen und der Boden für etwas Neues formt sich. Wir stehen an einer solchen Wende in der Entwicklung der Menschheit. Die Zeichen sind unmissverständlich da, unser tiefgreifender Vertrauensverlust in herrschende Systeme zeigt das deutlich.  
Wollen und können wir uns eine bessere Welt vorstellen? Das wäre der erste Schritt. Danach käme die innere Bereitschaft, alte gewalttätige Strukturen zu verabschieden und bereit zu sein für das Neue, bevor wir dann beginnen können es zu bauen.

Indem wir den inneren Wandel zulassen, erlauben wir unserer äußeren Wirklichkeit sich zu wandeln. Wir stellen uns nicht gegen notwendige Veränderungen und gehen vertrauensvoll in eine zwar ungewisse, aber hoffentlich bessere und friedlichere Zukunft, als Menschheit auf unserer wunderbaren Erde.



Ein ernster Post heute, ich habe lange gezögert, diese Gedanken auszudrücken. Wer will das schon in der kekserlpunschundchristbaumkugelseligen Zeit hören oder lesen! Und doch ist es das, was mich beschäftigt, was ich sehe. Weit weg von pessimistischem Denken, drückt es im Gegenteil meinen Wunsch für tiefen und nachhaltigen Frieden aus, nicht nur für die Weihnachtszeit. 
Es gibt den Spruch: Friede, Freude, Eierkuchen. Er beschreibt das Falsche im Verharren auf der Oberfläche, unter der die Monster auf ihren Auftritt lauern. Ich wünsche uns allen echten Frieden, echte tiefgreifende Freude. Wir erkennen es an einem alles durchdringenden Gefühl von Dankbarkeit. Dann spielt das Wetter keine Rolle mehr für die richtige Weihnachtstimmung.

In diesem Sinne: Lasst uns abwägen, was wichtig ist, alles andere sein lassen und die letzten Tage vor dem Fest mit unseren Mitteln mit Liebe und Frieden füllen....

Die früheren Folgen dieser Serie findet ihr in Beiträgen des Dezember 2014.


  
  



Mittwoch, 10. Dezember 2014

Ein zartes Grad

Dass es festgehalten ist: In der Nacht vom 9. auf den 10. Dezember hatten wir das erste Mal in diesem Herbst Reif auf der Wiese, also knapp unter Null, von Nachtfrost zu sprechen wäre fast ein bisschen zu großspurig, es gab nur ein zartes Grad Minus.
Meine Dahlie sah gestern noch prall und saftig aus, sie ist die Zeigerpflanze für Nachtfrost, ihres Zeichens äußerst empfindlich. Heute hat es sie oberiridsch ereilt, den Knollen in der Erde macht das noch gar nichts. Ich denke darüber nach, sie einfach draußen zu lassen und die Erde über den Knollen nur abzudecken, wenn der kommende Winter wieder so mild werden sollte wie der letzte, könnte sie gleich im Frühjahr durchstarten. Alles reine Spekulation natürlich. Wobei: Eliane hat vor einer Woche Störche in München fotografiert, auch bei uns im Burgenland bleiben manche Exemplare dieser Zugvögel vor Ort. Kann man das als Zeichen für einen nicht so strengen kommenden Winter sehen? Wer kann das schon sicher sagen. 



Die Erdbeere wird wohl nicht mehr reifen, aber die Blüten haben bis jetzt erfreut und die eine oder andere Frucht ist auch bis Ende November noch reif geworden!



Dieses Jahr im Frühjahr gepflanzt: Eine Zaubernuss. Die erste Blüte beginnt sich jetzt schon zu öffnen.



Mein Rosmarin vor der Haustüre blüht jetzt! Das hat er um diese Jahreszeit noch nie gemacht, erst im März dann oder gar nicht, weil ihn der Frost vorher schon dahingerafft hatte. Ein mediterranes Gewächs, das von milden Wintern profitiert, aber jetzt schon Blüten, das ist doch für unsere Breiten außergewöhnlich. 
Normalerweise haben wir die ersten leichten Nachtfröste um etwa Mitte Oktober. Da der letzte Winter sehr mild und der letzte Frost sehr zeitig, also nicht etwa wie oft noch im April, einen frühen Frühlingsstart ermöglichte, hatten wir 2014 ein extrem langes Vegetationsjahr, das es so noch nicht gegeben hat seit die Wetterdaten regelmäßig aufgezeichnet werden. Wir leben in besonderen Zeiten.



Ich kann nicht verhehlen, dass mir solch ein Winterbeginn gefällt. Die dunklen Nachmittage und Abende mit Tee und Kerzenschein nach der Arbeit tun gut, weil wir wissen: In zwei Wochen werden die Tage schon wieder länger und außerdem blüht ja der Rosmarin....


  

Freitag, 5. Dezember 2014

Das Ding mit der Weihnachtsfreude / 2

Als Kind und Jugendliche hatte ich das Gefühl von Fließen oft. Ein innerer Zustand, in dem man sich "selbstvergessen in einer Tätigkeit verliert". Indem ich diesen Satz niederschreibe, entdecke ich das Paradoxon, wie man etwa darüber denkt, wenn jemand ganz mit sich selbst verbunden etwas aus sich heraus ausdrückt. In die reale Welt übersetzt, was bis dahin nur im Inneren als Potential existierte. Selbstvergessen meinte da eigentlich in "Einklang mit sich selbst". "Sich verlieren" folgerichtig "ganz bei sich selbst" sein. Im psychologischen Fachjargon spricht man von "Flow".



In unserer westlichen Welt fehlt es dramatisch an Flowerfahrungen. Wir begeben uns in beruflich und privat allzu gerne auf vorgegebene Pfade. Bequem und lösungsorientiert funktionieren wir, unterscheiden uns in der Wahl zwischen angesagten Trends. Kugeln oder Strohsterne als Weihnachtsdeko, oder hüpfende Hirsche auf dem Fensterbrett? Alles schön und wunderbar, aber ist es das, was uns erfüllt, was unser Herz singen lässt, uns Freudentränen in die Augen treibt?
Verklärende Geschichten aus den Hungerjahren, wo man Tannenbäume aus dem Wald holte und ein paar Socken geschenkt wurden und alle angeblich so glücklich waren bringen uns auch nicht weiter. Wir leben dazu auch in einer Zeit, wo das vergleichen und sich auf Trends einstimmen immer schwerer funktioniert, die Halbwertszeiten davon, was man tun muss um dazuzugehören, takten exponentiell.



Es geht gar nicht mehr um Entschleunigung, damit ist es nicht getan. Es geht auch nicht darum, sich technologischen Entwicklungen zu verweigern oder an einem bestimmten Punkt des gesellschaftlichen Lebens die Stoptaste zu drücken. Es geht vielmehr darum, den Anteil an Fremdbestimmtheit zu erkennen und loszulassen, soviel gerade möglich ist. Menschen, die mehr als fünfzigprozentig in einem "Ich muss - Modus" unterwegs sind, laufen an sich selbst vorbei, innen drin nagt ein ständiges Gefühl der Leere. Damit man dieses nagen nicht so spürt lenkt man sich ab, Möglichkeiten dazu gibt es ohne Ende. Sich da rauszunehmen ist nicht einfach, aber sehr sehr lohnenswert. 




Schritt für Schritt zurück dorthin, wo die Freude wohnt. Was macht mich glücklich, mit welcher Tätigkeit spüre ich tiefe Befriedigung und sinnerfülltes Tun? Ganz für mich allein? Ganz aus mir selbst heraus? Das sind Fragen, die es sich lohnt zu stellen.



Mich brachte einer meiner Söhne mit diesem Gefühl des Fließens wieder in Berührung, nachdem ich es im jungen Erwachsenenalter fast verloren hatte. Er konnte sich als Kind hingebungsvoll mit etwas beschäftigen und dabei alles rundherum ausblenden. Ich selbst kam nur langsam wieder in Berührung mit dieser Qualität des Seins und damit mit einem tiefen Aspekt der Freude.

Das ist es was ich uns wünsche. Für die Weihnachtszeit und weit darüber hinaus.
Wieviel besser wäre unsere Welt, wenn mehr Menschen kreativ ausdrückten, was ihnen aus ihrem Innersten heraus Freude macht.



Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...