Dienstag, 28. April 2015

Wohin man auch auszieht

Ich drehe den Lautstärkeregler nach unten, einige Stufen sogar. Ich kann es wiedermal kaum glauben. Nur 6 Tage in der Natur und meine Ohren, meine Haut und manches mehr sind erholt, entspannt und glücklich. 


                  Killarney Nationalpark, die nächsten beiden Fotos ebendort

Irland ist sehr viel leistbarer geworden. Von Wien braucht es einen ganzen Reisetag nach Kerry. Es gäbe sicher nähere Ziele, um mit der Seele zu baumeln, für mich allerdings kaum etwas vergleichbar Rückverbindendes. Man kann es eigentlich nicht beschreiben und selbst die Bilder befriedigen nur das Auge. Die Stille, die Luft, die Weite springt nicht so leicht ins Bild.
Ich könnte zuhause Stunden sitzen und meditieren, es gäbe nicht den Effekt, den ich habe, nachdem sich solch echte Bilder in mein Inneres gebrannt haben. Sofortiger Anschluss unter dieser Nummer. Natur.



Dürfen wir es uns gut gehen lassen? Dürfen wir stressfrei sein, Zeit haben, ein gutes Leben haben? Dürfen wir unsere Bedürfnisse wahrnehmen und ihnen Raum geben? Einfache Fragen und trotzdem habe ich immer wieder das Gefühl, dass sie ein großes Tabu berühren. Leistung und Erfolg sind standardisiert und  an der Hintertür wartet der Herzinfarkt. 
Ob Ernährung, Körperform, Tagesauslastung, berufliche Leistung, familiäre Pflichten, Freizeit: Nicht nachlassen, sich laufend zu verbessern trachten, sich zudecken mit Aufgaben, das ist der ganz normale Zugang zum Leben. Gehetzt von einem Tag in den anderen. Und das schlimmste dabei scheint mir zu sein, dass kollektiv nichts dabei gefunden wird. Das ändern? Geht nicht, weil. Und dann kommen die Gründe. Einer reicht nicht.



Balance ist ein Modewort geworden. An der Oberfläche herumgedoktert wird sie sich schwer auf Dauer einstellen können. Die Ursachen für Entfremdung von sich selbst, der Natur und dem Leben liegen viel tiefer. Früher sagte man Gottvertrauen, manche (alte) Menschen hatten das. Vertrauen. Sich selbst vertrauen. Das mit dem Vertrauen könnte ein Schlüssel sein. Wenn ich darauf vertrauen kann, dass alles im Leben seinen Sinn hat, kann ich mich entspannen und kann besser spüren, wann mein Leben aus dem Gleichgewicht zu kippen droht. Ob man sich für den Chef, die eigene Karriere aufreibt oder für andere Menschen aufopfert, sobald ein schleichender Energieverlust da ist tut man sich selbst und anderen letztlich nichts Gutes.


                   Walled Garden Glanleam Gardens Valentia, das nächste Foto ebendort

Ich habe häufig mit Menschen zu tun, die die Tür nicht sehen, die meinen, es gäbe keinen Ausweg oder einfach nur auch den einen möglichen Weg. Und doch steht die Türe für ein entspannteres zufriedeneres Leben meist weit offen. Es braucht allerdings ein paar Schritte in eine andere Richtung und Mut, den breitgewalzten Pfad zu verlassen.



Es ist viele Jahre her, dass ich ausgezogen bin, um Zufriedenheit zu finden. Eine Menge Arbeit im Verborgenen wartete auf mich, ich bin den Weg Stück für Stück gegangen und vieles hat sich verändert. 

Wenn ich mich mit einem Baum vergleiche, dann ist Vertrauen der Stamm, Zufriedenheit die Krone, aus Erfahrungen wachsen Wurzeln in die Tiefe. Gefühle zeigen den Weg. Alles hat seinen tiefen Sinn, ob wir ihn suchen oder nicht. Ob wir ihn erkennen oder links liegen lassen. Und aus jeder unbefriedigenden Situation gibt es mindestens einen Ausweg und sei es nur, dass wir eine andere Einstellung zu einer bestimmten Sache bekommen.


                        Eibe im Kreuzgang von Muckross Abbey

Fröhlich bin ich diesmal aus Irland zurückgekommen. Das war nicht immer so! Wohin man auch auszieht, sich selbst hat man immer dabei.

Worte zum nachdenken und Mut machen heute...
und Bilder zum verbinden...

 

8 Kommentare:

  1. Liebe Elisabeth,
    ich danke Dir für diese wunderbaren Bilder und Worte! Allein das Lesen und Anschauen der Bilder war für mich Entspannung ....:O)
    Ich wünsch Dir einen schönen und glücklichen Tag!
    ♥ Allerliebste Grüße, Claudia ♥

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  2. Das ist der beste Text, den du je - hier - geschrieben hast. Und deine Worte sind auch meine. Und ja, man darf und hat das Recht, zu genießen und sich zu entspannen. Wenn das jemand nicht sehen kann, muss er noch eine Weile warten. Denn man wird solange darauf gestoßen, bis man es versteht. Natürlich gibt es immer solche, die es nie verstehen. Was andere denken, war und ist mir schon immer egal. Ich lebe mein eigenes Leben, und jeder hat seines und das Recht darauf, das Beste daraus zu machen. Geld und Gut ist nicht alles, niemals. Leider streben heute die Meisten nach irdischen Gütern, oft auf Pump.

    Sigrun

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  3. Danke, ich bin sprachlos was Deine Worte, Deine Bilder zu mir "rübertragen" ... einfach wunderbar.
    herzliche Grüsse
    Elisabeth

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  4. Ein zufriedener Mensch der mit sich selbst im Reinen ist und das auf die Umwelt ausstrahlt ist mehr wert als ein gestresster "achiever". Und eine Geschichte wie diese macht den Tag schöner. Diese Bäume!

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  5. Deine Worte, liebe Elisabeth, sprechen mir aus dem Herzen und es gleichzeitig an. Letztes Jahr habe ich über "Selbstvertrauen" sinniert und was das eigentlich bedeutet: Ein Selbst zu haben, dem ich vertrauen kann, zu dem ich zurückfinden will, denn es ist eigentlich schon immer da unter all dem äußeren Lärmen.
    Wunderbare Bäume scheint es in Irland zu geben, so schön knorrig und knorzig :-) Liebe Morgengrüße Petra

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  6. Wunderschöne Bilder & Worte, die mein grünes Herz erreicht haben :) Danke, liebe Elisabeth!

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  7. Deinen Fotos zusammen mit dem Text fehlt nur noch eines. Irische Musik. Die habe ich mir in Irland besorgt wie du weißt. Sie begleitet mich jetzt durch deinen Blog.
    Ihr dürft mich beneiden!
    Auf Bald
    Karli

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