Sonntag, 31. Juli 2016

Ein Ausflug ins "Paradies"




Kennt ihr einen der erfolgreichsten Tomatenzüchter der Welt? Nein? Dann habe ich euch vielleicht ein wenig neugierig gemacht und ihr lest hier weiter. Es wird eine spannende Reise, das kann ich versprechen...

Ohne Paradeiser, wie wir hier im Osten Österreichs zu den Tomaten sagen, ist ein Gartensommer für mich nicht denkbar. Es gab natürlich immer wieder auch schwierige Pflegejahre, aber meist doch solche, in denen wir große Mengen dieser herrlichen Früchte ernten konnten. Da lag es nahe mich zu Weihnachten mit einer Genussführung bei Erich Stekovics, dem "Paradeiserpapst" Österreichs zu beschenken. Vor ein paar Tagen nun fuhr ich in den Seewinkel, einem abgelegenen Gebiet zwischen dem Neusiedlersee und der ungarischen Grenze. Klimatisch bestens geeignet für den Gemüseanbau. Mit Erich Stekovics und einer großen Gruppe Interessierter ging es auch bald hinaus auf die Felder. 


An die 3000 Sorten, weltweit gesucht (die Tomate ist so anpassungsfähig, dass sie sich auf allen Kontinenten etablieren konnte), werden hier gesammelt, ausgesät, geprüft, sortiert und weitergezüchtet, angebaut und entweder auf den Markt gebracht oder auch gleich weiterverarbeitet. 

Erich Stekovics führt uns durch die Felder und den Betrieb und er macht das mit viel Verve, Begeisterung und eine große Portion Schmäh, also mit durchaus hohem Unterhaltungswert, immer unterstützt von seiner Frau Prisca (übernächstes Foto). Die Stunden vergehen wie im Flug, der Magen füllt sich mit Paradeisern, so viel wie ich möchte kann ich gar nicht kosten, so viele verschiedene Sorten wachsen da Ranke an Ranke. Unerwartet die Vielfalt des Geschmacks. Ein sinnliches und geschmackliches Vergnügen.




Gleich zu Beginn werden Glaubensfragen beantwortet ohne dass wir gefragt hätten. Patsch, das sitzt. Schließlich meint jeder halbwegs erfolgreiche Tomatenfreund zu wissen was die Pflanzen brauchen. An erster Stelle sicher Unmengen Wasser, oder?! Da platzt auch schon die Bombe und wir werden aufgeklärt, woher diese faszinierende Pflanze kommt und wie sie von Natur aus wächst. Hitze und Trockenheit ist ihr bevorzugtes Lebenselixier. Gut, dass ihr Wärme schmeckt weiß man schon, aber kein Wasser??? Verwirrt schweigt die Zuhörerschaft und wird auf den Feldern Zeuge dieser in die Praxis umgesetzten Theorie.


Aufbinden und regelmäßig ausgeizen, auch diese überlieferten Maßnahmen ohne die es angeblich keine gute Ernte gäbe, werden gleich von Anfang an ins Land der Märchen und Mythen abgelegt und immer wieder mal wiederholt. Schließlich sind damit eingefleischte Lehrmeinungen über den berühmten Haufen geworfen und das innerhalb von Minuten. Nicht gießen, nicht ausgeizen, nicht aufbinden. Das funktioniert? Hätte ich es nicht mit eigenen Augen gesehen, ich hätte schwer gezweifelt. Bringt es der Gärtner fertig die Pflanze nicht einmal beim setzen einzugießen? Warum nur? 



Dann kommt der Satz, den ich liebe: "Lass der Pflanze ihre Art so zu sein wie sie eben ist und sie wird dich nicht enttäuschen". Erich Stekovics behauptet von Gemüse nichts zu verstehen, da er den Beruf des Landwirtes nicht studierte, er hätte einfach nur beobachtet und würde auf die Eigenarten der Pflanzen eingehen. Das fand ich schön und berührend.





Die Menge an Früchten, die da an den Pflanzen hängen sprechen für sich. Gemeinsam heben Erich und Prisca vorsichtig am Boden liegende Triebe etwas auf, um uns die vielen Früchte besser sichtbar zu machen. Jedesmal geht ein Raunen durch die Gruppe. Allgemeines Erstaunen. Bessere Argumente, als dies zu zeigen kann es nicht geben.


Die einzelnen Pflanzen bekommen viel Platz, natürlich Dünger (Pferdemist) und eine dicke Schicht Strohmulch, um die Feuchtigkeit abzuhalten und die Verdunstung des Regenwassers hinanzuhalten. 
Düngen dürfen wir also, das ist uns geblieben. Immerhin etwas. Andererseits sollte die Pflege von Paradeiserpflanzen auf diese Art viel viel einfacher werden. Kein gießen, kein binden, kein geizen. Also prinzipiell pflanzen und ernten? Klingt eigentlich sehr gut! 




Stellt sich mir nun die Frage, warum ich bisher doch eine ganz passable Paradeisermutter war. Und da muss ich auch gleich mal ein wenig schmunzeln. Ich bin nämlich eine faule Gießerin und überhaupt nie so richtig vom Gesetz des Ausgeizens überzeugt gewesen. Habe meist erst Ende Juli ein bisschen da und dort gezwickt, wenn die aufgebundenen Triebe so schwer wurden, dass sie den Stock fast umlegten. Ein bisschen Beobachtung und eingehen auf das Wesen der Pflanzen war also auch bei mir dabei, so wie bei jedem, der ein Wesen liebt, sei es Mensch, Tier oder eben eine Pflanze. 
Reich beschenkt mit neuem Wissen, gefülltem Bauch und gesättigten Sinnen trete ich den Heimweg an. Was für ein anregender und fruchtbarer Nachmittag da draußen in der pannonischen Steppe. Lustvoller kann man mit Sicherheit nicht lernen. Ein kleiner Blick ins Paradies? Im Land der Paradiesäpfel mit ihrer verschwenderischen Vielfalt von den Stauden naschen. Das hatte was, durchaus, durchaus...

Hier gehts zur Webseite und Infos. Bei Interesse rechtzeitig anmelden, die Führungen sind schnell ausgebucht. Für dieses Jahr ist es schon zu spät, für 2017 kann und sollte man sich allerdings schon ab November anmelden.


Zu früheren Beiträgen zum Thema Paradeiser in diesem Blog gehts hier. Mit Fotos aus meinem Garten.


 


Donnerstag, 28. Juli 2016

Meereswellen um Schultern

Ein kurzes Handarbeitsupdate zwischendurch, ich bin ins stricken gekippt. Ein Schultertuch aus Restln, das war der Plan. Das Tuch in Nullkommanix fertig und noch immer Lust an diesem Tun. Ein ärmelloses Oberteil und ein Pulli folgten, alles in den letzten paar Wochen. Wolle da, nicht zu knapp und weitere Projekte in Planung. Gartenarbeit, bloggen, fotografieren und stricken. Der Tag bräuchte um einiges mehr Stunden für all die Tätigkeiten die ich liebe. Zurzeit also besonders das stricken, was auch am Pool sitzend geht. 

Für ein sehr einfach zu strickendes Tuch braucht es nur rechte Maschen, das kann man bald, auch wenn man ungeübt ist. Man beginnt mit nur drei Maschen und dicken Nadeln (in diesem Fall waren es 7er, sicherheitshalber mittels einer Maschenprobe prüfen, ob es auch gefällt und die notwendige Maschenanzahl hochrechnen). Am Beginn jeder zweiten Reihe, also nur an einer Seite mittels eines Umschlages kontinuierlich zunehmen. So entsteht automatisch ein langezogenes Dreieck. Aufgehört wird, wenn die Länge passend erscheint, abmaschen und fertig ist das angenehm wärmende Stück für kühle Sommerabende. Ein Projekt zum entspannt nebenher stricken.
Nach einem Blick in meine Resteschachtel gewannen die Blau- und Weißtöne das Rennen -  wo die Wellen den Himmel berühren - das Verlaufsgarn kaufte ich dazu, ein Knäul davon reichte. 



Merinowolle ist wunderbar weich und wahrscheinlich am ehesten auf nackter Haut angenehm zu tragen. Hier ist auch noch ein Rest von einer dünnen weißen Alpaca/Seidenmischung mitgelaufen, solange der Vorrat hielt. Viel kreative Freude während des Strickens, eine Mischung aus Zufall und Absicht. Ein gutes Gefühl auch, dass wertvolles Material eine sinnvolle Verwendung gefunden hat. 



In meiner jungen Erwachsenenzeit galten Schultertücher irgendwie als antiquiert, die alten Mütterchen hatten welche. Haha, eben. Ich komme langsam in diese Gasse, aber mit einer frischen Neuinterpretation. Dieses "Kleidungsstück" ist einfach unglaublich praktisch, gut in der Handtasche zu verstauen und wirklich angenehm wärmend. 
Ein bisschen Meereswellen um meine Schultern, ahhhh, das tut gut, ich spüre sie! Noch ohne rotem Abendlicht, der Herbst kann noch warten...





Dienstag, 12. Juli 2016

Rosa mit orangem Kranz

500km nach Süden. Dort wo das Meer zu Wien nahe ist. Das Klima scheint an der oberen Adria oder vielleicht sogar in weiten Teilen Italiens gegenüber dem letzten Jahrhundert verändert. So viel Regen, wie dieses Frühjahr gab es da früher nicht. Der Mais steht dieses Jahr so hoch wie in regenreichen Jahren bei uns in Niederösterreich. Es ist schier unglaublich!


Artischocken am Ende jeder Reihe Wein, woanders auch Rosen natürlich. Aber dies hier sah ich so noch nie. Sieht hübsch aus!



Häuser mit kleinem Dachvorsprung, hölzerne Fensterläden, im Veneto so typisch, aber Bananenstauden davor? Neben den oft gesehenen Granatapfelsträuchern und Feigenbäumen da und dort, ja auch die. Macht gleich viel her, wir sind im Süden! Urlaubsstimmung, schon beim Durchfahren durch Dörfer. Dann wieder hohes blühendes Gras an den Straßenrändern, da sollte alles verbrannt und gelb sein im Juli, oder? So ist es abgespeichert. So anders dieses Jahr...




Wie auch bei uns dieses Frühjahr und Frühsommer: Überall Blütenfülle, das ist kaum zu toppen! Oleander biegen sich vor Üppigkeit, kaum etwas vom Laub zu sehen! Selbst an den Straßenrändern, wo die Stäucher sonst auch Blüten zeigen, aber eben oft verhalten, auch da ein Blütenmeer. 
Von dieser Sorte musste ein kleiner Trieb mit, ich hoffe er wurzelt an. Diese Sorte rosa mit einem orangen Kranz zur Mitte hin. Zum niederknien schön und auch noch duftend.



Es schüttet draußen, die Gewitterfront ist nun auch hier angekommen. Gute Chancen für weitere Beiträge, die rosa Sonnenhaut darf wieder Stoff tragen, bevorzugt lichten. Fotomaterial wie immer reichlich...

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